Mit welchem KI-Tool machst du das?

Mit welchem Tool machst du das? 

Diese Frage höre ich in fast jedem Workshop. Und angesichts von über 20.000 Tools stehst du als Einsteiger*in vor einem Dschungel an Möglichkeiten und Preismodellen. Auch ich bin regelmäßig überfordert und habe immer eine lange Liste mit Tools, die ich mal probieren will (aber keine Zeit dafür finde.) Aber im Alltag helfen meine Standardtools mir sehr.

Deshalb diese Liste mit Alltagshelfenden bis zu meinen Lieblings-Neu-Entdeckungen leicht verständlich eingeordnet. Feedback und Ergänzungen immer willkommen!


A: Die Allrounder – aber ohne personenbezogene Daten

ein niedlicher Cartoon-Drache steckt in einer übervollen Werkzeugkiste fest

Ein guter Allrounder kombiniert mehrere Fähigkeiten: ein leistungsstarkes Sprachmodell für Texte, Bildgenerierung, Webzugriff für Echt-Zeit-Recherchen, Canvas/Dokumente/Artefakte für die Erstellung längerer Texte und manche sogar Audiofunktionen für Sprachinteraktion oder Text-zu-Sprache-Umwandlung.

Da die folgenden Tools keine Auftragsverarbeitung anbieten, teile nie personenbezogene Daten und auch sonst nur, was auch öffentlich werden dürfte.

ChatGPT (und Copilot): Der zuverlässigste Allrounder

ChatGPT (chat.openai.com) von OpenAI ist für mich der zuverlässigste Allrounder. In der Gratis-Variante müsst ihr nach wenigen Prompts im Top-Modell 4o neue Chats mit 4o-mini starten, aber auch das reicht im Alltag oft aus. 

Die Browser-Version von Copilot basiert zwar auf auf dem Modell ChatGPT, erzielt aber in Tests regelmäßig schlechtere Ergebnisse als die eigene Tool-Version von Open AI.

Was ChatGPT auszeichnet:

  • stark in vielfältige Aufgaben, Texte, Konzepten, Sparringspartner
  • seit dem letzten Update von 4o großartige Bilder inkl. Infografiken, Fotos etc.
  • Spracheingabe und Audioantworten
  • Websuche und Deep-Research-Funktion

ACHTUNG: In fast jedem Workshop erlebe ich, dass Menschen sich auf Seiten wie „ChatGPT deutsch“ verirren. Diese Seiten sind nicht von OpenAI, sondern nutzen über eine Schnittstelle ChatGPT-Modelle. Was mit den Daten auf diesen Websites passiert, ist unklar – meist gibt es keine eigenen Datenschutzhinweise, teilweise nicht mal ein Impressum. Nutze immer die offiziellen Websites der Anbieter.

Mistral: Europäisch und Open Source

Mistral (chat.mistral.ai) ist mein europäischer Geheimtipp. Es ist Open Source, vermutlich weniger energieintensiv und bietet großzügige Gratis-Funktionen und günstigere Preise. Inhaltlich schneidet es etwas schwächer ab als die Konkurrenz. Aber wenn ihr eine Alternative zu den großen Konzernen sucht, ist es einen Versuch wert und wird ebenfalls von Modell zu Modell besser. (Und es hat das für Fotos tolle Bild-Tool Flux integriert.)

Gemini: Groß für lange Texte

Gemini (gemini.google.com/app) kann mich im Alltag bisher nicht überzeugen, ist aber unschlagbar bei großem Kontext, wenn du z.B. mit langen Texten arbeitest. Seit dem Update auf Gemini 2.5 schneidet es in vielen Test ganz oben ab. Ich teste also weiter.

Claude: Der Text-Profi

Claude (anthropic.com/claude) überzeugt mich damit, Vorgaben präziser zu befolgen und sachlichere, informativere Texte als ChatGPT und Gemini zu erzeugen. Bei Text- und Redaktionsarbeit wie für diesen Artikel ist Claude meine erste Wahl.

Claudes Schwäche: Keine Bildgenerierung, keine Websuche in der Gratis-Version, keine Sprachfunktion. Und auch wenn die Projekte toll sind, fehlt mir eine echte Assistenz-Funktion oder Prompt-Bibliothek.

Der Überblick

ToolStärkenNutzungshinweise
ChatGPT
chat.openai.com 
✅ sehr vielseitig
✅ Bildgenerierung mit 4o
✅ Spracheingabe & Audioantworten
ACHTUNG: Nur die offizielle Seite nutzen! „ChatGPT deutsch“ 
Mistral
chat.mistral.ai
✅ Europäisch & Open Source
✅ Günstiger
✅ Fotostarkes Bildtool „Flux“
Inhaltlich etwas schwächer als die Konkurrenz, wird aber kontinuierlich besser
Gemini
gemini.google.com
✅ Multimodal (Text, Bild, Video)
✅ Integration in Google Workspace
schneidet in Tests immer besser ab, hat mich im Alltag aber noch nicht überzeugt
Claude
anthropic.com/claude
✅ Präzisere Texte & genauere Vorgabenumsetzung
✅ Sachlichere Informationen
Keine Bildgenerierung, keine integrierte Websuche in Gratis-Version

Perplexity: Für Recherche

Perplexity (perplexity.ai) ist mein Liebling für KI-basierte Recherche. Anders als die klassischen Chatbots durchsucht Perplexity immer aktiv das Web bevor es eine Antwort gibt. ABER: Auch Perplexity halluziniert bei zu spezifischen oder umstrittenen Fragen.

Perplexity 
perplexity.ai
✅ Spezialist für webbasierte RechercheHalluzinationen sind seltener, aber kommen weiterhin vor.

Alternativ nutze ich Deep-Research-Funktionen, die in Tools wie ChatGPT oder Gemini seit ein paar Wochen implementiert sind. Bei diesen erstellen die Bots erst eine Art Rechercheplan und arbeiten diesen mit Zwischenauswertungen ab. Eine Recherche kann auch mal 30 min dauern, aber wird viel tiefer gehen als die bisherigen KI-Suchen.

Stelle bei Deep-Research-Anfragen deine Frage sehr klar und präzise und gib genug Kontext von dir (wofür brauchst du die Ergebnisse etc.). Konkretisiere deine Anfrage ggf. erst mit einem normalen Chat bis sie klar genug formuliert ist. Denn Deep-Resarch-Anfragen kosten Zeit, sind energieintensiv, kontingentiert und wenn der Bot erstmal loslegt, kannst du nicht mehr nachsteuern. Also erst überlegen, klar formulieren, dann losschicken.

Ohne Login, Gratis-Registrierung oder Bezahl-Modell

Bei den meisten KI-Tools gibt es drei Stufen der Nutzung:

Ohne Login: ChatGPT, Copilot, Mistral und Perplexity bieten eine begrenzte Nutzung ohne Registrierung an – gut zum schnellen Ausprobieren, aber mit stark eingeschränktem Funktionsumfang. Oft lassen sich keine Dateien hochladen, nur eine begrenzte Anzahl an Prompts ausführen und dazu nerven die Tools, dass du dich jetzt anmelden sollst. 

Gratis-Registrierung: Empfehlenswert für alle Tools! Bei Gemini und Claude ist sie ohnehin erforderlich. Du bekommst mehr Funktionen, kannst Custom Instructions mit Infos zu dir hinterlegen, erhältst eine Gesprächshistorie und Zugang zu besseren Modellen und Funktionen wie CustomGPTs. Und erst nach der Registrierung kannst du bei ChatGPT der Nutzung deiner Daten zu Trainingszwecken widersprechen (mehr dazu in meinem Artikel Datensicherheit bei Generativer KI). 

Wer wirklich anonym bleiben will, dem empfehle ich Anbieter wie www.duck.ai, aber leider ist die Funktionalität sehr eingeschränkt.

Bezahlversion: Für ca. 20 Euro/Dollar monatlich erhältst du Zugang zu den neuesten Modellen, mehr Anfragen, Assistenzen/Projekte/Pages mit eigenen Wissensbasen anzulegen, mehr Bilder und mehr. Für die regelmäßige Nutzung lohnt das oder du kaufst eben gleich ein Tool mit höheren Datenschutz wie im nächsten Absatz beschrieben.

Denn: Auch die individuellen Bezahlversionen bieten keine Auftragsverarbeitung und damit keine Sicherheit für personenbezogene Daten. Du zahlst für Funktionen, nicht für Datenschutz!


B: Meine Lieblinge für ein bisschen mehr Datenschutz

Für einige Anwendungsfälle braucht es die Möglichkeit, mit sensibleren oder personenbezogenen Daten zu arbeiten.

Für einen mittleren Datenschutz z.B. Namen und E-Mail-Adressen, die ohnehin öffentlich sind (für die aber weiter Datenschutz gilt!), nutze ich Nele und Langdock – und Schulen und Universitäten oft Fobizz. 

Deren Tools nutzen für ihre Antworten zwar immer noch die großen Modelle wie GPT-4o oder Claude 3.7. Der Unterschied ist: Vertraglich wird euch zugesichert, dass eure Daten nicht für das Training dieser KI-Modelle verwendet werden. Und eure Nutzungsdaten (Inputs und Outputs) liegen in sicheren europäischen oder deutschen Servern mit Auftragsverarbeitung.

Für wirklich sensible Daten (Gesundheit, politische Meinung, Daten Minderjährige) solltet ihr vorsichtiger sein und besser auf eigene selbst-gehostete Modelle oder Modelle in echten US-unabhängigen Clouds zurückgreifen. (siehe mein Artikel Datensicherheit bei Generativer KI). Aber leider sind die noch schwerer zu finden, aufwändig und/oder teuer.

Die folgenden Tools sind (nach Testphasen) kostenpflichtig. Aber für datenschutzkonformere KI-Arbeit lohnen sie und bieten dazu praktische Funktionen für die Zusammenarbeit. Dazu gehören teilbare Prompt-Bibliotheken, Assistenzen und die Integration eigener Dokumente. Das macht viel Sinn, wenn ihr als Team oder Organisation KI systematisch einsetzen wollt. So müssen nicht alle Kolleg:innen jeden Prompt neu erfinden.

Fobizz – für die pädagogische Arbeit

Fobizz (fobizz.com) ist stark für den pädagogischen Bereich. Ihr könnt vorbereitete Assistenzen für die pädagogische Arbeit nutzen, eigene anlegen und mit eigenen Daten ausstatten und dabei zwischen ChatGPT, Claude, Mistral und Llama als Modell wählen. Einzigartig ist dabei die Klassenraum-Funktion, mit der weitere Teilnehmende ohne eigene Anmeldung z.B. in Workshops  anonym auf eure KI-Tools zugreifen können. 

Die Benutzeroberfläche ist etwas unübersichtlich, aber die Funktionen wiegen das auf. Eine Einzellizenz kostet 119 € pro Jahr.

Langdock – intuitiv wie ChatGPT

Langdock (langdock.com) überzeugt mich durch seine übersichtliche Bedienung, die sehr an ChatGPT erinnert. Dazu kann ich zwischen vielen Modellen (ChatGPT, Gemini, Claude, Mistral, Llama, Deepseek u.a.) wählen, Promptbibliotheken anlegen, Assistenzen entwickeln UND sie mit meinem Team auf Langdock teilen.

Darüber hinaus gibt es Plugins, mit denen sich Langdock in diverse Office-Programme, Messenger etc. direkt integrieren lässt. 

Kostenpunkt: Ab 25 Euro pro Monat und leider pro Nutzer – und der echte Nutzen entfaltet sich eben erst bei Lizenzen fürs ganze Team.

Nele – günstig für Teams mit Wenignutzer*innen

Nele.ai (nele.ai) ist in den Funktionen sehr ähnlich zu Langdock. Dazu gibt es noch jede Menge voreingestellte Prompts und eine Anonymisierungsfunktion, die den Datenschutz erhöht. Die Nachteile: Die Navigation empfinde ich als gewöhnungsbedürftig. Auch eine echte Websuche war bei meinem letzten Test noch nicht voll integriert.

Nele startet dafür schon mit 10 Euro pro Account pro Monat. UND: Ihr könnt so viele Menschen, wie ihr wollt, in den Account einladen. Die Preisberechnung hängt hier nämlich nicht an der Nutzer*innen-Zahl, sondern am Token-Verbrauch, also der Anzahl Worte, die ihr generiert. Verschiedene Modelle sind dabei auch unterschiedlich teuer. Wenn ihr mit günstigen Modellen arbeitet und viele im Team noch wenig KI nutzen, solltet ihr da deutlich billiger abschneiden als bei Langdock.

Der Überblick

ToolBesonderheitenPreismodell
Fobizz
fobizz.com
✅ Speziell für pädagogische Arbeit
✅ Klassenraum-Funktion für anonymen Zugriff
119 € pro Jahr (Einzellizenz)
Langdock 
langdock.com
✅ Intuitive Bedienung wie ChatGPT
✅ umfangreiche Plugins für Office-Programme
Ab 25 € pro Monat pro Nutzer
Nele.ai 
nele.ai
✅ Unbegrenzte Nutzer pro Account
✅ Anonymisierungsfunktion
✅ Plugins für Office-Programme
Ab 10 € pro Monat (tokenbasierte Abrechnung, also nach Nutzungsumfang)

3 ganz andere Tools

NotebookLM: für persönliches Wissensmanagement

NotebookLM (notebooklm.google.com) ist ein Google-Tool, das hilft, Informationen zu sortieren, mit Dokumenten zu chatten oder Wissenssammlungen zu erstellen. Ich habe diesen Text bis hierher hineingegeben und mir ein interaktives Mindmap erstellen lassen:

Und einen komplett KI-generierten Podcast (8 min):
https://notebooklm.google.com/notebook/35e4a367-7056-48ac-a59e-2e08220663aa/audio

Zur Einordnung: Ich habe kein Skript, sondern nur diesen Text hochgeladen.

Cove.ai: super zum Erschließen neuer Themen

Wem ein Mindmap zu wenig ist: Mit Cove (www.cove.ai) lassen sich grafisch übersichtlich mit Karten Themen erschließen, sortieren, vertiefen und festhalten (und Apps programmieren). Hier dieser Text in der grafischen Anpassung: cove.ai/s/TcWMJgx?pos=-1361%2C-308%2C0.725

Gamma.ai: Präsentationen, Social Media und co per Knopfdruck

Gamma ist mein neuer Liebling. Um die Magie zu verstehen, dazu ein Mini-Video. Denn Gamma macht aus Inhalten wie diesem Text Präsentationen, Social-Media-Beiträge, Website und vieles mehr – mit wenigen Klicks. Ich habe es gebeten, aus diesem Text ein PDF-Caroussel für Linkedin zu machen. Seht selbst: 

Und hier das PDF zum Download:

Geschafft!

Das war lang. DANKE an alle, die bis hierher durchgehalten haben. Wenn es für euch hilfreich war, freue ich mich riesig über Feedback (inkl. Verbesserungsvorschläge) an mail(at)juliajunge.de, denn in diesem Artikel steckte wirklich viel Arbeit (trotz aller KI-Hilfe).

Ah hier entlang und wer gleich bei Bild-Tools weiterlesen mag 🙂

Euch allen viel Erfolg beim Ausprobieren!

Herzlich

Eure Julia


P.S: Ihr wollt noch mehr Tools? Dann schaut mal hier vorbei: 

Mein Tool-Schatz auf Padlet: padlet.com/juliajunge/toolsmitki

Maiks Liste für NGOs: publish.obsidian.md/meid-media/Ressourcen/Areas/KI/KI+Tool+Liste+f%C3%BCr+gemeinn%C3%BCtzige+Organisationen 

Und Jens Newsletter und kuratierte Liste: jens.marketing/marketing-tools/